Kennen Sie das auch? Sie fühlen sich nicht gut, vielleicht plagen Sie sich gerade mit einer Erkältung rum oder Sie haben Schmerzen. Alles ist doof und plötzlich steht unverhofft ein guter Freund vor der Tür und bringt Ihnen Blumen mit. Wenn das kein Grund zur Freude ist… Und auf wundersame Weise fühlen Sie sich plötzlich besser.
In der modernen Schmerztherapie wird zunehmend erkannt, dass körperliche Schmerzen nicht isoliert betrachtet werden können. Emotionale und psychologische Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung und dem Umgang mit Schmerzen. Eine positive Emotion, die in diesem Kontext oft übersehen wird, ist Freude. In diesem Artikel möchte Ihnen aufzeigen, wie Freude in der Schmerztherapie helfen kann und welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass unsere emotionalen Zustände einen direkten Einfluss auf unser Schmerzempfinden haben. Negative Emotionen wie Angst, Trauer oder Wut können die Schmerzwahrnehmung verstärken, während positive Emotionen wie Freude dazu beitragen können, Schmerzen zu lindern. Diese Wechselwirkungen sind auf verschiedene physiologische und psychologische Mechanismen zurückzuführen:
Endorphinproduktion: Freude und Lachen fördern die Ausschüttung von Endorphinen – den natürlichen Schmerzmitteln des Körpers. Diese Neurotransmitter wirken schmerzlindernd und erzeugen ein Gefühl des Wohlbefindens. Angenehme Emotionen lösen in uns ein Gefühl von Wärme aus. Die Muskulatur entspannt sich und wir atmen tiefer und freier. Auch die Körperhaltung verändert sich, sie wird aufrechter.
Stressreduktion: Positive Emotionen reduzieren den Stresslevel im Körper. Ein niedrigerer Cortisolspiegel kann Entzündungen verringern und somit auch die Schmerzwahrnehmung mindern. Andersherum kann ein erhöhter und vor allem immer wiederkehrender Stress dazu führen, dass Schmerzen sich noch verstärken.
Ablenkung: Freude kann als effektive Ablenkung von Schmerzen dienen. Wenn Menschen sich auf positive Erlebnisse konzentrieren, kann dies dazu führen, dass sie weniger auf ihre Schmerzen achten. Dieses Prinzip macht man sich gerne bei kleinen Kindern zu Nutze. Wenn ein Kind z.B. hinfällt, hilft es oft schon, das Kind zum Aufstehen zu ermuntern und die Aufmerksamkeit weg vom Schmerz auf etwas anderes Interessantes zu lenken. Dieses Prinzip nennt sich der Fachsprache „Gate Control“.
Um die positiven Effekte von Freude in der Schmerztherapie zu nutzen, können verschiedene Ansätze verfolgt werden:
Humor ist ein kraftvolles Werkzeug zur Schmerzlinderung. Das Einbeziehen von humorvollen Elementen in Therapiesitzungen oder Gruppenaktivitäten kann nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch die Schmerzwahrnehmung verringern. Lachen fördert die Endorphinproduktion und schafft eine positive Atmosphäre. Ein Zitat lautet: „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.“ Inzwischen weiß man, dass selbst ein künstliches Lachen positive Effekte erzeugt.
Kreative Aktivitäten wie Malen, Musizieren oder Tanzen können Freude bereiten und gleichzeitig therapeutische Effekte haben. Diese Aktivitäten ermöglichen es den Menschen, sich auszudrücken und ihre Emotionen zu verarbeiten, was zu einer Verringerung von Stress und Schmerzen führen kann.
Der Mensch neigt immer eher dazu, sich auf das zu fokussieren, was er nicht hat. Das war zu Urzeiten lebensnotwendig. Leider ist dieser Urinstinkt immer noch in uns verankert und wir sehen oft nur das, was uns fehlt. Achtsamkeitspraktiken helfen dabei, im Moment präsent zu sein und positive Erfahrungen bewusst wahrzunehmen. Das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs kann ebenfalls dazu beitragen, den Fokus auf positive Aspekte des Lebens zu lenken und somit das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Freundschaften und soziale Unterstützung sind entscheidend für das emotionale Wohlbefinden. Gemeinsame Aktivitäten mit Freunden oder Familie können Freude bringen und helfen, den Schmerz besser zu bewältigen. Gruppentherapien oder Selbsthilfegruppen bieten zudem einen Raum für Austausch und Unterstützung.
Ausdauersport steht seit langem für Stressabbau, Angstlösung, Stimmungsaufhellung und verminderte Schmerzwahrnehmung. Für das mit diesem Sport einhergehende Hochgefühl wurde sogar eine eigene Umschreibung geschaffen – Runner`s High. Die Ursache dieser positiven Wirkungen auf die Stimmung war aber bislang ungeklärt. Die beliebteste Theorie war und ist die „Endorphin-Hypothese“, die eine vermehrte Ausschüttung körpereigener Opioide, den Endorphinen, im Gehirn annahm. Da ein direkter Nachweis dieser Theorie jedoch aus technischen Gründen bis heute nicht erbracht werden konnte, war sich die wissenschaftlichen Fachwelt stets uneinig darüber, was die tatsächliche Existenz dieser Theorie anging. Inzwischen konnte aber am Klinikum rechts der Isar in München ein Nachweis erbracht werden, dass es die „Endorphin Hypothese“ tatsächlich gibt. Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Integration von Freude in die Schmerztherapie einen bietet vielversprechenden Ansatz zur ganzheitlichen Behandlung von Schmerzen bietet. Indem wir uns auf positive Emotionen konzentrieren und diese aktiv fördern, können wir nicht nur das emotionale Wohlbefinden steigern, sondern auch die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflussen.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten oder Unterstützung bei Ihrer eigenen Schmerzbewältigung suchen, lade ich Sie herzlich ein, sich an meine Praxis zu wenden.
Herzliche Grüße
Ihre Nicole Sandau
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