Egal ob wir etwas kaufen möchten, eine lebensverändernde Entscheidung treffen müssen oder einfach nur einen Rat benötigen: Wir suchen uns jemanden, der uns berät. Eine Beratung hilft uns dabei, die schwierige Frage des Für und Wider besser abwägen zu können und gibt uns eine gewisse Sicherheit, dass unsere Entscheidung nicht falsch gewesen sein kann. Immerhin war ja jemand anders daran beteiligt. Manchmal können wir uns in der Fülle der Auswahlmöglichkeiten aber auch einfach nur nicht entscheiden. Das war früher anders. Zu Zeiten meiner Urgroßmutter gab es nicht so viele Möglichkeiten. Vor 100 Jahren waren die Wichtigsten Themen, wo bekomme ich eine sättigende Mahlzeit her und hoffentlich bleibe ich gesund. Sicher hatten die Menschen damals auch andere Themen, die sie umgetrieben haben. Aber die existenziellen Themen hatten eben trotzdem immer irgendwie Vorrang. Aber was sind unsere Themen? Welches Handy kaufe ich als Nächstes, was ziehe ich morgen an, was esse ich heute Abend, welcher Lippenstift passt zu meiner Augenfarbe..... All das könnten Themen sein, mit denen der moderne Mensch sich beschäftigt. Bis auf das Essen eigentlich sehr oberflächliche Fragen, oder?
Wenn die Menschen zu mir in die Praxis kommen, haben sie meistens schon eine lange Odyssee an Arztbesuchen hinter sich. Der heftigste Fall, den ich je erlebt habe, ist eine junge Frau, die zu einer psychosomatischen Kur geschickt wurde, weil niemand ihre Beschwerden ernst nahm. Von der etablierten Schulmedizin hörte sie immer nur Sätze wie "fangen Sie an, 10.000 Schritte pro Tag zu laufen, dann geht es Ihnen auch schnell wieder gut" oder "wenn Sie zwei Wochen fasten, ist die Welt wieder in Ordnung". Eine richtige Diagnostik bekam die Patientin jedoch nicht. Schon daran merkt man, dass auch die Schulmedizin die Anbindung an sich selbst verloren hat. Wie also soll man erwarten, dass Menschen, die im Grunde seit der Schulzeit darauf trainiert wurden der Leistungsgesellschaft standzuhalten, die Verbindung zu sich selbst behalten?
Ich kann schon vorweg sagen: Bei meiner jungen Patientin, der unterschwellig Simulantentum vorgeworfen wurde, diagnostizierten wir eine entzündete Darmschleimhaut, erhöhte Leberwerte, erhöhte Nierenwerte und massive Mikronährstoffmängel. Doch wie konnte es soweit kommen? Die Antwort ist recht komplex. Es fängt damit an, dass wir alle (und ich schließe mich damit komplett ein) dem Fluch der ständigen Erreichbarkeit erlegen sind. Unser Nervensystem ist permanent getriggert und wir kommen einfach nicht mehr richtig zur Ruhe. Ich habe dieses Phänomen irgendwann mal als "die Gedanken werden zu laut" bezeichnet. Das hat nichts mit depressiven oder psychotischen Erscheinungen zu tun, sondern einfach mit der Tatsache, dass wir so vielen Sinneseindrücken tagtäglich ausgesetzt sind, dass wir diese nicht mehr verarbeiten können. Wenn unser Nervensystem dann damit anfängt, ist die Reizüberflutung so groß, dass wir mit anderen Reizen dagegen wirken müssen. Kurz: Wir suchen Zerstreuung. Wenn wir das also ein paar Jahre so durchziehen, bemerken wir die Erschöpfung nicht mehr. Wir nehmen sie nicht mehr wahr, weil sie irgendwie latent ja immer da ist. Wir haben immer öfter Rücken- und Kopfschmerzen, weil uns unser Körper etwas sagen möchte. Und wenn es dann irgendwann gar nicht mehr geht, suchen wir nach jemandem, der uns sagt, wie wir diesen Zustand wieder umkehren können. Wir brauchen eine Beratung!
Wenn es um die Gesundheit geht, gibt es nur zwei Möglichkeiten einer Beratung: Entweder man gibt dem Patienten eine Übersicht über die Möglichkeiten der Symptombehandlung oder man geht das Problem an der Wurzel an.
Im Falle der Behandlung von Schmerzen wäre eine Symptombehandlung z.B. die Einnahme von Schmerzmitteln. Wenn eine Entzündung Schuld an den Schmerzen ist, könnten auch entzündungshemmende Medikamente verordnet werden. Im günstigsten Fall ist das Problem damit gelöst, weil die Entzündung zurück geht und die Schmerzen sich in Luft auflösen. Das könnte z.B. bei einer Überlastungsreaktion nach dem Sport der Fall sein.
Im Falle von Schmerzen, bei denen die Ursache nicht klar ist, reicht die bloße Symptombehandlung meist nicht. Hier muss wirklich die Wurzel des Problems gesucht und behoben werden. In meiner Praxis kläre ich mit den Patientin daher zuallererst die Frage der Ernährung. Eine Ernährung mit zu viel Zucker oder auch tierischen Proteinen kann entzündungsfördernd wirken. Auch der Lebensstil ist ein entscheidender Faktor. Dauerstress und zu wenig Bewegung sind ebenfalls Faktoren, an denen dringend gearbeitet werden muss. Erst wenn diese Grundlagen für eine Genesung geschaffen wurden, ist der erste Schritt für eine sinnvolle Therapie getan.
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