Habt ihr schon mal was vom Säure-Basen-Haushalt gehört? Nein? Dann wird es ja Zeit, dass ich mal davon berichte. Im medizinischen Sinne unterliegen alle Bereiche des Körpers einem bestimmten Milieu, welches als PH-Wert gemessen wird. Meistens handelt es sich um ein basisches Milieu. Unser Blut z.B. hat einen PH-Wert von ungefähr 7,4. Der PH-Wert unserer Haut liegt bei ca. 5,5. Je höher der Wert des PH-Wertes, umso basischer das Milieu. Wenn wir uns z.B. eine Magen-Darm-Grippe einfangen und stark erbrechen müssen, kann sich der PH-Wert des Blutes auch mal zu basisch entwickeln, was im schlimmsten Fall ein medizinischer Notfall werden kann. Andersherum kann unser Blut auch übersäuern, z.B. bei einer Nierenerkrankung. Hier spricht man dann von einer Azidose. Beide Zustände sind lebensbedrohlich und erfordern intensivmedizinische Hilfe.
Wenn ich in meiner Praxis allerdings vom von Säure-Basen-Haushalt rede, meine ich Stoffwechselprodukte, die sich im Zwischenzellraum ablagern und den zellulären Austausch von Stoffen behindern.
Man kann sich das so vorstellen: Unser Lebenswandel, geprägt von Stress, wenig Bewegung und suboptimaler Ernährung, hinterlässt Müll im Gewebe. Dieser Müll liegt dann eben im Bindegewebe rum und türmt sich auf. Der Körper kann einiges aushalten und auch ausgleichen, aber wenn der Müllberg zu hoch ist, ist der Informationsfluss bzw. der Austausch von Stoffen einfach nicht mehr möglich. Es kann nichts mehr rein in die Zellen und auch nicht mehr raus.
Um eine Azidose, also eine akute Übersäuerung oder eine Alkalose, bei der das Körpermilieu zu basisch ist, zu vermeiden, hat der Körper ausgeklügelte Systeme. Dabei spielen, die Lunge, die Niere, die Haut, das Blut und die Leber eine entscheidende Rolle. Ist eines dieser Organe erkrankt, wird der Säure-Basen-Haushalt empfindlich gestört. Nachfolgend ein kurzer Überblick über die wichtigsten Puffersysteme:
Unser kompletter Körper ist mit Bindegewebe ausgekleidet. Dazu gehören die vielbeschworenen Faszien. Sehnen, Bänder und Gelenkkapseln gehören ebenfalls zu den Bindegeweben und sogar unsere Organe sind von Faszien umkleidet. Die Faszienforschung ist mittlerweile so fortgeschritten, dass erkannt wurde, dass die Faszien eine Verbindung zum vegetativen Nervensystem haben. Das Bindegewebe ist also unser größtes Sinnesorgan, da es viele Schmerzrezeptoren und Bewegungssensoren enthält. Die Faszien sind auch für das sogenannte Schmerzgedächtnis verantwortlich, das sich entwickelt, wenn Schmerzen zu lange unbehandelt bleiben. Wenn wir also den Müllberg in unserem Bindegewebe nicht irgendwie abbauen, verkleben die Faszien und verursachen Schmerzen. Die Folge: Rückenschmerzen, Morgensteifigkeit, Müdigkeit usw. Die Lendenfaszie ist übrigens die größte Faszie in unserem Körper. Daher sind Schmerzen im unteren Rücken die häufigste Art von Rückenschmerzen. Da die Faszien, wie schon beschrieben, auch mit dem vegetativen Nervensystem eng zusammenhängen, kann es im fortgeschrittenen Stadium der Übersäuerung sogar zu depressiven Erscheinungen kommen. Darüber hinaus stellen chronische Schmerzen ja sowieso schon eine Belastung dar. Somit potenziert sich das Problem in vielen Fällen dann von selbst. Auch chronisch fortschreitende Erkrankungen wie Osteoporose, Rheuma oder auch Autoimmunerkrankungen können durch eine latente Azidose ausgelöst oder verschlimmert werden.
Doch es ist nicht aussichtslos. Selbst Menschen mit langjährigen Rückenschmerzen und Gelenkbeschwerden können in vielen Fällen eine Linderung ihrer Beschwerden erreichen. Oft ist das schon mit einfachsten Mitteln zu erreichen. Ein Anfang wäre z.B. mehr Bewegung in den Alltag zu bringen. Da auch die Lungen am Säure-Basen-Haushalt beteiligt sind, kann eine vermehrte Atemtätigkeit bereits für eine Entsäuerung sorgen. Der zweite große Baustein für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt ist die Ernährung. Eine Mineralstoffreiche Ernährung mit viel Gemüse sorgt ebenfalls dafür, dass der Körper die Säuren gut abpuffern kann, ohne dass sie sich erst im Gewebe anlagern können. Es gibt auch die Möglichkeit, über basische Produkte wie Basenpulver oder basische Kleidung die Ausleitung der Säuren zu forcieren. Auch ausreichend Schlaf und eine gute Work-Life-Balance fördern die Gesundheit – auch unabhängig vom Säure-Basen-Haushalt. Alles in Allem kann man sagen, dass es sich lohnt, eine positive Lebenseinstellung zu haben und eine daraus resultierende Selbstfürsorge zu betreiben. Denn in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist!
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