Es kommen aktuell vermehrt Patienten zu mir in die Praxis, die unter starken Schmerzen im Rücken leiden und dabei auch andere Symptome wie z.B. Magenschmerzen oder auch Herzrasen zeigen. In den meisten Fällen wurden die Begleiterscheinungen schon ärztlich abgeklärt, so dass ich mir relativ sicher sein kann, dass die Patienten eine adäquate Behandlung erfahren hätten, wenn etwas Ernstes dahinter stecken würde. Denn im Rahmen meiner Sorgfaltspflicht müsste ich die Patienten mit solchen Beschwerden zur ärztlichen Abklärung schicken.
Beim Vorgespräch erzählen mir viele dann auch, dass sie entweder privaten oder beruflichen Stress haben oder ihnen die aktuelle Situation in der Welt sehr zusetzt. Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung, bei der ich mir den Rücken und den Beckenbereich sehr genau anschaue und auch abtaste, fällt dann meist auf, dass die oberflächliche Muskulatur eigentlich gar nicht auffällig verspannt und verhärtet ist. Wenn ich aber durch sanfte Ausstreichungen die Durchblutung in den Bereichen um die Wirbelsäule anrege und das Gewebe weicher wird, wird recht schnell deutlich, dass die Probleme tiefer liegen. Denn es zeigt sich dann erst auf den zweiten Blick, dass muskuläre Dysbalancen in den tieferen Muskelschichten die Position der einzelnen Wirbel verändert haben. So können schon leichte Rotationen der Wirbelsäule zu heftigsten Schmerzen führen. Das liegt daran, dass unser Körper ein fein justiertes System ist, dass zwar kleinere Abweichungen sehr gut kompensieren kann, aber ab einer gewissen Schwere und Dauer der Abweichung Signale gibt, die auf einen "Misstand" hindeuten.
Viele Patienten berichten mir, dass sie sich schon länger mit ihren Rückenschmerzen rumplagen. Sie haben versucht, sich mit Schmerzmitteln durch den Alltag zu schleppen nach dem Motto "irgendwie wird es schon gehen". Einige haben es auch mit Schmerzmitteln probiert, die aber irgendwann immer schlechter geholfen haben. Dazu kommt natürlich auch, dass Schmerzmittel auch Nebenwirkungen haben, die nicht zu unterschätzen sind.
Ich habe mir in der Praxis bewusst angewöhnt, im Vorgespräch wirklich nur die wichtigsten Dinge abzufragen und die Sitzungen sehr locker zu halten. Ich möchte für den/die Patienten/in eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, damit er/sie sich für die Zeit der Behandlung wirklich nur sich selbst gehört. In dieser Atmosphäre fangen die Patienten dann in der Regel ganz von selbst an von sich, ihren Lebensumständen und Sorgen zu reden. Manchmal kommen da Dinge an's Tageslicht, die ich so nie erfragt hätte. Während ich dann den Rücken abtaste und die schmerzhaften Punkte finde, fällt den Patienten oftmals auch der Anfang der Schmerzen wieder ein, wann sie zum ersten Mal aufgetreten sind und bei welcher Tätigkeit oder in welcher Situation. Sie können mir dann auch die aktuelle Art des Schmerzes nennen: stechend, ziehend, brennend oder ausstrahlend. Bei stechenden und brennenden Schmerzen handelt es sich in der Regel um nervale Schmerzen. Hier ist der Auslöser meist eine sehr tiefliegende Verspannung, die einen Nerv reizt. Im Lendenwirbel-Bereich sind diese Schmerzen oft die Vorboten für den berüchtigten Hexenschuss. Bei ziehenden Schmerzen finden sich in der Regel sehr starke Verspannungen der Muskulatur und wenn der Schmerz ausstrahlt ist zu klären, ob es sich hier möglicherweise um Triggerpunkte handelt oder tatsächlich eine schwerwiegende Erkrankung dahinter steckt (z.B. Bandscheibenvorfall o.ä.).
Kennt ihr noch die Werbung eines bekannten Deo-Herstellers, in der eine junge Frau, top gestylt mit dem Handy zwischen Ohr und Schulter von ihren Kindern fast umgerannt wird als sie die Haustür öffnet? Zwischendurch kocht sie essen, sitzt mit den Kindern bei den Hausaufgaben und zum Schluss des Werbespots kommt noch ihr Mann und küsst sie leidenschaftlich. Mit einem süffisanten Blick in die Kamera verabschiedet sich die Frau aus dem Spot und er wird ausgeblendet. Die Botschaft dieser Werbung ist, dass es nur eines bestimmten Deos bedarf um den ganzen Tag zu funktionieren. Die Menschen sollen arbeiten, ihre Kinder liebevoll versorgen, die partnerschaftlichen Pflichten erfüllen und dabei bis spät in die Nacht noch gut aussehen. Müdigkeit? Ist was für Schwächlinge! Besonders Frauen versuchen diesem leistungsorientierten Gesellschaftsbild gerecht zu werden. Doch anders als in der Deo-Werbung bleibt es im realen Leben leider nicht folgenlos, immer auf der Überholspur zu leben. Schon meine Mutter hat immer gesagt "irgendwas bleibt immer auf der Strecke". In der Regel sind es die Menschen selbst.
In der Praxis sehe ich mich selbst nicht nur als Therapeutin von Schmerzen und anderen Beschwerden, sondern als Begleiterin. Denn im Grunde kommen die Menschen mit ihren Beschwerden zu mir, weil sie das Gefühl haben, allein aus dem diesem Hamsterrad aus funktionieren und Schmerzen nicht herauszufinden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es je nach Beschwerdebild, mehrere Wochen dauern kann bis sich die Schmerzen bessern. Besonders wenn seelische Probleme dahinter stecken. Es ist wie ein Kreislauf, der rückwärts in Gang gesetzt wird. Erst waren die seelischen Belastungen da, die dazu geführt haben, dass sich der Körper so angespannt hat. Wenn wir dann die körperlichen Beschwerden behandeln, lösen sich mit den Verspannungen dann auch die seelischen Blockaden.
Die Patienten fangen plötzlich an ernsthaft darüber nachzudenken, wie sie mehr für sich selbst im Alltag tun können. Sie suchen sich eine ausgleichende Sportart oder ein Hobby und plötzlich bemerke ich von Termin zu Termin immer mehr tiefgreifende Veränderungen, die auch äußerlich sichtbar werden. Viele ändern auch ihre Schlafgewohnheiten und arbeiten an ihrem Essverhalten. Die Haut verbessert sich und sie verlieren an Körperumfang.
Am Anfang einer Behandlungsperiode brauche ich meistens immer mehrere Sitzungen, die eine ganze Stunde benötigen, um den/die Patient/in halbwegs locker und schmerzfrei zu bekommen. Sie sind meist so gefangen in ihrem persönlichen Stress, dass ich über ganzheitliche Ansätze wie die Ernährung oder auch Mikronährstoffe nicht sprechen brauche. Ein gutes Zeichen der Linderung ist es dann nach einigen Wochen immer, wenn die Patienten/innen mit einem Lächeln in die Praxis kommen und mir erzählen, dass sie sich schon viel besser fühlen. Wenn dann auch noch die körperliche Untersuchung ergibt, dass die Schmerzpunkte weniger geworden sind weiß ich, dass es jetzt nur noch eine Frage der Zeit ist, bis dieser Mensch wieder in seiner vollen Kraft steht. Das ist einer der schönsten Momente, die man sich als Therapeut wünschen kann. Denn das ist die subtile Bestätigung dafür, dass die eigene Arbeit Früchte trägt.
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